Sicherheitsanforderungen bei Veranstaltungen gestiegen
Ein Bild das bei Großveranstaltungen vertraut ist: Mit Notfallrucksack, Funkgerät und Defibrillator ausgerüstete Sanitäter. Sie verteilen Pflaster, messen Blutdruck und versorgen Insektenstiche. Bei echten Notfällen leisten die ehrenamtlichen Lebensretter Hilfe bis der Notarzt kommt. Seit den Terroranschlägen am 24.07.16 auf ein Konzert in Ansbach mit 15 Verletzten und am 19.12.2016 auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit 12 Toten und 55 Verletzten stehen das BRK und andere Sanitätsdienste bei Großveranstaltungen vor bisher unbekannten Herausforderungen.
„Die Massenpanik bei der Love Parade 2010 in Duisburg mit 21 Toten und 541 Verletzten hat dazu geführt, dass sich Kommunen, Veranstalter und Sanitätsdienste bundesweit viel intensiver mit dem Thema Sicherheit auseinandersetzen“, berichtet Stefan Dietz, Sachgebietsleiter und stellv. Kreisbereitschaftsleiter beim BRK Kreisverband Würzburg. Veranstalter müssen den Behörden heute sehr detaillierte Sicherheitskonzepte vorlegen, auch die Anforderungen an die Sanitätsdienstorganisationen sind gestiegen. „Die administrative Arbeit ist gar nicht mehr ohne hauptamtliche Unterstützung zu leisten“, berichtet Dietz.
Stefan Dietz wurde an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz in Köln zum Experten für die Absicherung von Großveranstaltungen ausgebildet. Zu seinem Verantwortungsbereich gehören die vom BRK betreuten Open-Air Konzerte und Faschingsumzüge in Stadt und Landkreis, der Residenzlauf, die vom Roten Kreuz sanitätsdienstlich abgesicherten Weinfeste wie auch die Bundesligaspiele der Kickers.
„Bei unseren Planungen müssen wir heute Szenarien in Betracht ziehen, die wir hoffen nie in Realität bewältigen zu müssen“, erklärt 1. Kreisbereitschaftsleiter Martin Falger. Bei Simulationen lässt das Würzburger Rote Kreuz seine Führungskräfte auf Schadensereignisse bei Großveranstaltungen vorbereiten. Falger verrät nicht, für welche Events Simulationen beim BRK durchgeführt werden. Ziel sei es aber immer für eine hohe Verletztenzahl die optimale Behandlung und den schnellstmöglichen Transport sicherzustellen.
Martin Falger und Stefan Dietz berichten auch von einer verstärkten Dienstbelastung ihrer ehrenamtlichen Einsatzkräfte. „Die Zahl der Dienste hat seit der fatalen Love Parade in Duisburg deutlich zugenommen, auch die Zahl der angeforderten Einsatzkräfte“. So sei es bei Großveranstaltungen inzwischen Planungsziel, jeden denkbaren Notfallort innerhalb von fünf Minuten zu erreichen. Bei Festen und Open-Air Konzerten kommt damit dem Einsatz der durch Spenden finanzierten Blaulichtsegways eine zentrale Bedeutung zu.
An manchen Sommerwochenenden müssen die Rotkreuzler bis zu zehn Sanitätsdienste in Stadt und Landkreis gleichzeitig stemmen. „Es wäre schon nicht schlecht, wenn der DFB die Spieltage der Würzburg Kickers mit den Veranstaltern von Weinfesten und Open-Air Konzerten in Giebelstadt und Würzburg abstimmen könnte“, zeigt Martin Falger augenzwinkernd das Problem auf, wenn an einem Tag gleichzeitig 80 Einsatzkräfte gebraucht werden.
Froh ist Stefan Dietz dass in Würzburg die Zusammenarbeit unter den Hilfsorganisationen so toll klappt. „Gerne helfen sich das Würzburger BRK, die Johanniter und Malteser gegenseitig aus. Und wenn es ganz eng wird, kommen Helfer vom BRK Kitzingen oder dem BRK Main Spessart mit dazu". Bei den Spielen der Würzburg Kickers sind bis zu 40 ehrenamtliche Einsatzkräfte aller Organisationen zusammen im Einsatz.
Wie das Rote Kreuz berichtet, muss der Rettungsdienst bei Großveranstaltungen nur selten gerufen werden: In 95% der Fälle versorgen ehrenamtliche Sanis kleine Wunden, Blasen oder Insektenstiche. Eine Auswertung habe ergeben, dass nur 5% der versorgten Patienten als echte Notfälle einzustufen sind. „Bei diesen führen wir bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die notwendigen Maßnahmen durch“, berichtet Kreisbereitschaftsleiter Falger.
Die sanitätsdienstliche Absicherung von Großveranstaltungen wird beim BRK durch Ehrenamtliche der Bereitschaften durchgeführt. Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss einer 90 Stunden umfassenden Ausbildung. Das Rote Kreuz bietet fortlaufend Kurse zur Ausbildung von Sanitätern an.
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