Keine Stille Nacht - Heiligabend für die Rettungsdienste
Während am Heiligabend Kerzenschein und weihnachtliche Weisen in vielen Stuben für Stimmung sorgen, eilen draußen die Rettungsdienste mit Blaulicht und Martinshorn von einem Einsatz zum nächsten. Aus Erfahrung wissen die Lebensretter von BRK, Malteser und Johanniter, dass der Dienst Samstag sicher keine stille Nacht wird.
Dr. Josef Schuster ist seit 30 Jahren in Würzburg als Notarzt tätig. Aus Gründen der Kollegialität stellt sich der gläubige Jude traditionsgemäß für den Dienst am Heiligabend zur Verfügung. Auch wenn Weihnachten für den 57-jährigen Internisten keine religiöse Bedeutung hat, so geht das stimmungsvolle Fest auch nicht an ihm spurlos vorbei: "Schon als Kind war Weihnachten für mich was Besonderes, worauf wir uns auch gefreut haben. Zur Bescherung waren wir immer bei Freunden eingeladen".
Dr. Schuster stellt sich darauf ein, Samstagabend von Dienstbeginn an immer wieder unterwegs zu sein. Erst nach Mitternacht lasse die Zahl der Alarmierungen erfahrungsgemäß wieder nach. Die notärztlichen Behandlungen unterscheiden sich allerdings kaum von denen in anderen Nächten. "Herzinfarkt, Schlaganfall, häusliche Unfälle, da ist alles dabei". Nachdem seit einigen Jahren Gaststätten und Diskotheken Heiligabend öffnen dürfen, kommen auch damit im Zusammenhang stehende Notfälle wie Alkoholvergiftungen und Verkehrsunfälle häufiger vor.
Die Rettungsassistenten Andreas Paatz und Michael Dittmann vom Roten Kreuz wissen, dass gerade in der Heiligen Nacht vor allem Einfühlungsvermögen gefragt ist. Mit ihrem Rettungswagen (RTW) decken sie auch Notrufe ab, bei denen keine akute Lebensgefahr besteht, der Notarzt also nicht dazu gerufen wird. "Hinter plötzlichen Schmerzen, Atemnot und Kreislaufbeschwerden verbirgt sich häufig der Wunsch, nicht allein sein zu wollen". Entgegen vieler Erwartungen, kommen Suizidversuche Heiligabend seltener vor.
"Einsätze zu Weihnachten sind besonders oft mit Dramatik verbunden", weiß Jens-Uwe Greiner, Leiter der Einsatzdienste beim BRK. Hierzu zählt der 42-jährige Lebensretter vor allem Streitereien, akute Erkrankungen und Todesfälle unter dem Weihnachtsbaum. "Auch durch Advents- oder Weihnachtskerzen ausgelöste Brände können das Fest in einen Horrortrip verwandeln".
Greiner mahnt zu weihnachtlicher Vor- und Rücksicht, "sowohl untereinander wie auch beim Umgang mit Gefahrenquellen". Wie der Rettungsassistent aus Erfahrung weiß, werden Heiligabend oft akute Krankheitsgeschehen aus Rücksicht auf die festliche Stimmung ignoriert. "Das ist nicht nur falsch, das kann lebensgefährlich sein", so seine Warnung.
Um seinen Mitarbeitern den Nachtdienst zu versüßen, sorgt Jens-Uwe Greiner für ausreichend Kaffee, Christstollen und Plätzchen. Die diensthabenden Mannschaften wollen oft im Nachtdienst in der Wache kochen. "Schnell und einfach muss das Gericht nur sein, sonst muß es zwischen den Einsätzen mehrmals aufgewärmt werden".
Bildquelle: BRK Rettungsdienst
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