Zeitreise in den Keller...
Auf der Liste der unbeliebten Tätigkeiten steht das Ausräumen eines Kellers in der Regel schon ziemlich weit oben! Wenn allerdings der Keller beim Roten Kreuz geräumt werden muss, wird es spannend...
„DER KELLER“ - Ausrüstungslager beim Bayerischen Roten Kreuz
Schon am Beginn der schmalen Treppe wird man vom leicht modrigen Geruch eingehüllt und irgendwie hat man das Gefühl auf dem Weg in einen Luftschutzbunker zu sein.
„Der Vergleich passt schon“, meint Stefan Krüger. Er ist Leiter des Fachdienstes „Information und Kommunikation“ beim BRK und damit ist es sozusagen „sein Keller“, der jetzt geräumt wird.
Als das Lager eingerichtet wurde hieß der Fachdienst noch Fernmeldedienst und im Laufe der Jahre hat sich nicht nur der Name, sondern auch die Technik grundlegend geändert.
Inzwischen wurde der Digitalfunk eingeführt, Handy und Internet sind aus dem Katastrophenschutz nicht mehr wegzudenken. Ganz auf die „alte“ Technik verzichtet man aber noch nicht: „wir haben in diesem Jahr bei diversen Großveranstaltungen die guten alten Feldkabel mit DSL kombiniert - das hat sich bewährt, gerade wenn das Mobilfunknetz überlastet ist“, berichtet Stefan Krüger. Der überwiegende Teil der heutigen Ausrüstung ist jedoch im neuen Einsatzleitwagen fest eingebaut. „Der Keller“ hat ausgedient und die Vergangenheit konserviert: der Großteil der gelagerten Ausrüstungsgegenstände ist älter als die Helfer die zum Ausräumen gekommen sind.
Schon bei der ersten groben Sichtung stellen wir fest, dass man diese „Schätze“ nicht einfach wegwerfen kann. Also machen wir erstmal einige Fotos und nehmen anschließend Kontakt zu zahlreichen Museen in Deutschland auf.
„Da merkt man erstmal, wie groß die Bandbreite an Museen ist“ erzählt Simone Bernhard-Schwarz, die federführend die Rückmeldungen der Museen koordiniert. „Das Spionagemuseum hatte zwar keinen Bedarf, für das Funk- und Fernmeldemuseum in Fellbach war unsere Anfrage aber wie Weihnachten und Ostern auf einmal“.
Mit Hilfe des fundierten Fachwissens von Herrn Baller und Herrn Bühler können viele Sachen erst richtig identifiziert und zugeordnet werden. Anschließend beladen die Beiden ihr Auto bis zur Belastungsgrenze und wir sind froh, dass jetzt ein Teil unserer Sachen als Exponate in gute Hände kommen…
Dann geht es Schlag auf Schlag: Das „Institut für Geschichte der Medizin“ erweitert mit unserer Hilfe seine Sammlung. Auch deren Besuch macht deutlich, wie sehr sich der Katastrophenschutz in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat: „In meiner Schulzeit kam ein Mitarbeiter des THW in den Unterricht und hat uns erklärt, dass man sich bei einem atomaren Unfall unter den Tisch setzen soll“ erzählt Frau Dr. Nolte, die im Institut als Privatdozentin tätig ist.
Der Vorteil „unseres Kellers“ ist, dass sich viele Dinge, die in den Zeiten des Kalten Krieges angeschafft wurden, noch im Originalzustand befinden.
„Hier kam selten jemand runter, und wenn, dann meist nur um weitere Sachen einzulagern“ erklärt Stefan Krüger. So finden sich in den Regalen neben unzähligen grünen Telefonen mit Wählscheibe auch noch zehn ungeöffnete Kartons mit Funkverstärkern, Baujahr 1962 - der gleiche Jahrgang wie er selbst.
Zwei der Kartons finden dann auch bald einen Abnehmer: die Bergungsgruppe des THW in Berlin braucht Ersatzteile und auch sonst allerlei Ausrüstung: „Kabelkarren“, Antennenmasten und einige Kilometer Feldkabel… Leider ist das Auto letztendlich zu klein sonst würde Christian Nolte noch viel mehr mitnehmen.
Die nächsten „Schätze“ bringen Simone und Stefan Schwarz dann selbst zu den neuen Besitzern. „Der Besuch im Nürnberger Rotkreuz-Museum war schon länger mal geplant, da bietet sich die frei Haus Lieferung praktisch an“ meinen die Beiden.
Was jetzt noch da ist, ist zwar nicht mehr wirklich wertvoll, aber für die Helfer zum wegwerfen dann doch zu schade: so werden kurzerhand neun alte Telefone zu einem Kunstobjekt und manch anderer Schatz ist jetzt als Dekoobjekt im Haushalt der Rotkreuzhelfer zu finden…
Wir freuen uns, dass das Lager nicht einfach entsorgt wurde, sondern ein Stück gelebte Geschichte für die Nachwelt erhalten werden konnte.
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